Das Wort "Schule" ist abgeleitet vom lateinischen "schola", was ursprünglich "Muße", "Ruhe" bedeutete, auch "geistige Tätigkeit während der Mußestunden". Irgendwann bezeichneten die Römer Unterrichtsstätten mit "schola" und dann das, was dort geschah. Wieviel von der ursprünglichen Wortbedeutung - Ruhe, Muße - sich im abendländischen Verständnis von Schule vom Mittelalter bis zur Gegenwart erhalten konnte und in den vielfältigen Schulformen respektiert wurde, ist nur schwer zu ermitteln; eines ist aber sicher: dass wir uns heute, von der Grundschule bis zur Universität, recht weit davon entfernt haben.
Der Wandfries. Im Mittelalter beginnend, zeigt der Wandfries ein vielfältiges, im Laufe einer tausendjährigen Geschichte immmer wieder verändertes Bild der Schule. Er macht deutlich, wie eng Schule und Gesellschaft miteinander verflochten sind und wie lange es gedauert hat, bis sich aus Einrichtungen, die für Eliten oder spezielle Bedürfnisse einzelner Gruppen gedacht waren, ein Bildungssystem für alle mit den Grundsätzen "Chancengleichheit" und "individuelle Förderung" entwickelt hat.
Saarländische Aspekte. Die politischen Veränderungen der letzten hundert Jahre im Gebiet des heutigen Saarlandes haben auch im Schulwesen ihre Spuren hinterlassen. Aus der Zeit bis zur Weimarer Republik stand in den Schulen um Sötern auf dem Stundenplan im Geografieunterricht Norddeutschland und das Großherzogtum Oldenburg, zu dem die Gegend gehörte, während die Schüler in St. Ingbert im Geschichtsunterricht die Lebensdaten der bayrischen Könige, die Saarbrücker den Stammbaum der Hohenzollern zu lernen hatten. Demgemäß finden wir aus dieser Zeit bayrisch-pfälzische und preußische Lehrpläne, entsprechende Unterschiede im Schulrecht und unterschiedliche Schulbücher.
Die Abtrennung des Saargebietes vom Deutschen Reich nach dem Ersten Weltkrieg schlug sich auch in der Entwicklung des Schulwesens nieder. Es entstanden eigene Lehrpläne, eigene Schulbücher und eigene Unterrichtsmedien wie z. B. Diaserien und Schulwandbilder. Der Wille zur Behauptung der kulturellen Identität führte zu einer Verstärkung regionaler Inhalte im Unterricht: Sagen und Bräuche der Region, Mundarten der Heimat, landeskundliche Fragen fanden in Schulbüchern und Unterricht größere Beachtung.
Der ursprünglich von Frankreich angestrebte obligatorische Französischunterricht in allen Schulen konnte nicht durchgesetzt werden. Eine Besonderheit im Schulwesen des Saargebietes bildeten die Domanialschulen. Im Saarstatut des Versailler Vertrages war Frankreich eingeräumt worden, für die Bediensteten der Gruben eigene Schulen mit eigenen Bildungsplänen einzurichten. Bis 1925 wurden über zwanzig solcher Schulen vor allem in Orten mit großer bergmännischer Bevölkerung gegründet; sie waren gut ausgestattet und gewährten Lehrmittelfreiheit. An ihnen entzündete sich eine Art "Schulkampf", da sie von den saarländischen Parteien und breiten Teilen der Bevölkerung als Versuch Frankreichs gewertet wurden, das Gebiet kulturell zu beeinflussen und einen Anschluß an Frankreich vorzubereiten. Mit der Abstimmung 1935 wurde der nationalsozialistischen Propaganda das Tor zur Schule geöffnet. Alle Gebiete der Schule waren rasch von der Ideologie des Dritten Reiches durchsetzt, selbst die Fibeln für Schulanfänger spiegeln in Bild und Text den herrschenden Geist. Übereifrige Schulleiter brachten den Führerkult in Zeugnisformularen zum Ausdruck. In den beiden letzten Kriegsjahren war der Schulbetrieb nicht nur zunehmend durch die Luftangriffe beeinträchtigt, sondern auch durch akuten Lehrermangel, Raumnot, fehlendes Heizmaterial und zahlreiche außerschulische "Dienstleistungen" wie Kartoffelkäferfangen und Sammelaktionen. Die Verfassung des Saarlandes vom Dezember 1947 begründete eine eigenständige Schul- und Bildungspolitik, die allerdings geprägt war durch die enge Anbindung an Frankreich. Am 01.01.1957 kehrte das Saarland zu Deutschland zurück, es wurde damit das zehnte Bundesland der BRD.