Schule-Spielen war vor einigen Jahrzehnten noch ein häufig zu beobachtendes Kinderspiel. Für jüngere Kinder bot es oft den ersten spielerischen Kontakt mit den Ritualen der Schule; schulpflichtigen Kindern half es, Erlebnisse und Konflikte, die mit der Schule in Zusammenhang standen, spielerisch zu verarbeiten. Dieses Spiel war ein flexibles Gruppenspiel, das drinnen oder draußen, ohne großen Materialaufwand, mit unterschiedlichen Spielpartnern, ja sogar mit Puppen gespielt werden konnte. Von Pädagogen wird es schon um 1800 als ein sinnvolles, zu förderndes Spiel gekennzeichnet. Auch die aufkommende Spielwarenindustrie bezog das Thema "Schule" in ihre Produktion ein; in bürgerlichen Schichten fand sie einen Markt für Schulutensilien in Miniformat oder Serien von Schulmöbeln für die Puppenschule. Auch heute noch wird entsprechendes Spielzeug angeboten, doch in der Fülle der Spiel- und Unterhaltungsmöglichkeiten ist das Schule-Spielen nur noch von marginaler Bedeutung.
Abbildung : Puppenschule, um 1925.
Die Puppen aus Biskuitporzellan deuten darauf hin, daß dieses Spielzeug für ein Kind aus einer wohlhabenden Familie gedacht war. Die kleinen Hefte konnte man im Spielwarenladen kaufen. Die Einrichtung orientiert sich an den realen Gegebenheiten der Zeit.
Abbildung : Glückwunschkarte.
Glückwunschkarten zum 1. Schultag kamen um 1900 auf und gehörten in einigen Gegenden Deutschlands zu den Aufmerksamkeiten, die Nachbarn und Verwandte einem Schulanfänger zuteil werden ließen.
Schon in den mittelalterlichen Schulen war der Eintritt eines Kindes in die Schule ein besonderes Ereignis, nicht selten verbunden mit zeremoniellen Gebräuchen. Auch aus späterer Zeit wissen wir, daß sich Eltern, Paten oder auch die Gemeinde bemühten, dem Übergang des Kindes in einen neuen Lebensabschnitt einen festlichen Akzent zu verleihen. Mit besonderen Backmodeln wurden beispielsweise süße ABC-Täfelchen gebacken, oder die Schulanfänger zogen an der Spitze eines festlichen Zuges von einem Gottesdienst in der Kirche in die Schule ein. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Sachsen und Thüringen der Brauch, große spitze Tüten mit Süßigkeiten, Obst und Nüssen zu füllen, um den Schulanfang zu versüßen - ein Brauch, der sich rasch über ganz Deutschland verbreitete. Es ist allerdings zu bedenken, dass ein großer Teil der Kinder aus Armut von solchen Gaben ausgeschlossen blieb.Die Ausstattung eines Schulanfängers mit Lernmaterial um 1900 war sehr viel bescheidener als heute; eine Schiefertafel, der Griffelkasten und eine Fibel, die zuweilen im Anhang auch die ersten Rechenübungen enthielt, waren die Grundlage.
Das Wort "Schulleben" entstand Anfang des 19. Jahrhunderts und bezeichnete ursprünglich die Gesamtheit der Aktivitäten in der Schule. Schon damals forderten Pädagogen ein reiches, ungekünsteltes Schulleben und prangerten an, dass es zwischen Einpauken und Benoten, Zucht und Strafe erstarrt sei. Trotzdem war das Schulleben noch lange bestimmt durch nüchterne, funktionale Schulhäuser, stupide Methoden, strenge Verhaltensregeln und - aus heutiger Sicht - harte Disziplinierungspraktiken. Auflockerungen des Schulalltags waren selten und in der Regel durch traditionelle, kirchliche oder politische Anlässe begründet. Erst durch die Reformpädagogik im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts konnte eine Bereicherung des Schullebens in die Praxis eindringen.
Auf Bildern des 19. Jahrhunderts mit Schülerdarstellungen kann man sehen, dass lange nicht alle Kinder mit Ranzen ausgestattet sind. Viele tragen Schiefertafel und Lesebuch unterm Arm. Als die Zahl der zu transportierenden Objekte größer wurde, benutzten manche Kinder sog. Bücherriemen - einfache Lederriemen oder solche mit einem angehängten Tragegriff. Um die Jahrhundertwende besaß noch nicht jeder Volksschüler einen eigenen Ranzen. Mädchen- und Jungenranzen unterschieden sich durch die Größe der Verschlußlasche und die Riemenführung; außerdem waren Jungenranzen mit ins Leder geprägten Emblemen, häufig einem Pferd, verziert. Auch der Ranzen konnte noch um 1925 zum Statussymbol werden, wie das ausgestellte Exemplar mit seiner aufwendigen Gobelinstickerei zeigt. Belohnung.
Schon seit der Antike wird die Belohnung als ein geeignetes Mittel angesehen, Lernlust und gutes Verhalten beim Schüler zu fördern. Als geeignete Belohnungen wurden Spaziergänge, Spiele im Freien und kleine Sachgeschenke vorgeschlagen. "Ein passendes kleines Bild oder ein gutes Buch entsprechen am besten dem Zweck", heißt es in einem Lehrerhandbuch von 1863. Sog. "Fleißbildchen" wurden bis in die fünfziger Jahre in Schulen häufig verwendet. An Gymnasien waren Bücherpreise für die Klassenbesten am Schuljahresende üblich.
Abbildung : Ranzen